Mehr Resilienz gegen Hochwasser:
Ein Masterplan für Inde und Vicht
Unmittelbar nach dem Katastrophenhochwasser vom Juli 2021 stand, neben der Beseitigung der Schäden und dem Wiederaufbau, die Optimierung und Anpassung von Hochwasserschutz und – resilienzmaßnahmen im Fokus des Verbands: An Inde und Vicht waren die Schäden – neben dem Einzugsgebiet von Olef und Urft - am heftigsten. An den beiden erstgenannten Flüssen ist der WVER für die Gewässerunterhaltung zuständig und damit für einen Hochwasserschutz im Sinne eines HQ100.
Dies bedeutet, dass er an einer bestimmten Stelle den Schutz vor einem Hochwasser herstellt, das vereinfacht gesagt „einmal in hundert Jahren“ vorkommt. Dabei handelt es sich um einen statistischen Wert, der sich aufgrund der Klimawandel-Folgen zukünftig entsprechend anpassen wird.
Im Wasserverband entstand früh die Idee einen Masterplan zu erstellen, der über diese recht enge Schutz- Definition der Hundertjährlichkeit deutlich hinausgeht: Bewusst wählte man den Begriff der Hochwasserresilienz, denn Ziel des Plans ist, das Einzugsgebiet von Inde und Vicht in Zukunft widerstandsfähiger gegen Hochwasser zu machen. Der Maßnahmenkatalog entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Wasserbau der RWTH Aachen, sowie weiteren Expertinnen und Experten der Wasserwirtschaft, des Städtebaus und der Versicherungsbranche sowie der betroffenen Kommunen. Auch die Unteren Wasserbehörden und die Bezirksregierung Köln waren als Beteiligte in den Prozess involviert, um eine Einbindung aller Akteure zu gewährleisten.
In einem Zeitraum von sechs Monaten stellte das Expertenteam Maßnahmen zusammen und präsentierte den Masterplan zunächst den politischen Gremien, um Feedback und Impulse integrieren zu können. Mittlerweile umfasst der Masterplan über 200 Einzelmaßnahmen, die in 63 Projekte gebündelt wurden. Sie verbinden bewährte Strategien:
- Rückhalt von Wasser etwa durch Renaturierungen und Schaffung von Raum für den Fluss
- Umleitung von Wasser
- Auffangen von Treibgut, das zu Problemen an Durchlässen führen kann
- Sicherung von kritischen Bauteilen, um sie für das Hochwasser unerreichbar zu machen
- Flächenbewirtschaftung, die Wasser festhält.
Für einen Teil der Maßnahmen wird der WVER die Federführung übernehmen, für andere die jeweiligen Kommunen an Inde und Vicht. Natürlich ist die Umsetzung der Maßnahmen mit Hürden und Herausforderungen verbunden: Planungen müssen erstellt und genehmigt werden; Flächen sind zu erwerben, die Finanzierung ist sicherzustellen. Daraus ergibt sich, dass ein Teil der Maßnahmen kurzfristig umgesetzt werden kann; ein anderer Teil braucht mehr Zeit. Deswegen gibt es auch keine Priorisierung: Dort, wo etwas getan werden kann, wird es getan – anderes kommt später. Wichtig ist auch: Nicht die Umsetzung aller für wirksam befundenen Maßnahmen in Summe bringt die entscheidende Verbesserung, sondern jede bereits umgesetzte Einzelmaßnahme erzielt bereits einen Vorteil.
Über den Masterplan und den Fortgang der Projekte könne sich Interessierte jederzeit informieren: Auf der eigens erstellten Homepage www.hochwassergefahrenvorbeugen.de finden sich nicht nur allgemeine Informationen zum Masterplan, sondern auch die Steckbriefe zu den einzelnen Maßnahmen. Die Kontaktmöglichkeit auf der Seite bietet der Bevölkerung darüber hinaus die Option sich selbst mit konkreten Vorschlägen in den Masterplan einzubringen: diese werden dann von Experten geprüft und bei Stichhaltigkeit in den Plan integriert. So können alle Bürgerinnen und Bürger mithelfen, den Hochwasserschutz für sich und für andere zu verbessern.

Dr. Martin Kaleß, stellvertretender Dezernent der Abteilung Gewässer beim Wasserverband Eifel-Rur, informiert zum Masterplan Inde/Vicht und zeigt live die Möglichkeiten des digitalen Info-Portals auf www.hochwassergefahrenvorbeugen.de auf.
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