Im Interview: Ausbildungsmeister Viktor Flaming
Seit wann sind Sie als Ausbildungsmeister beim WVER tätig? Und: In welchen Bereichen bilden Sie aus?
Viktor Flaming: Ich arbeite seit 2012 in der zentralen Ausbildungswerkstatt des WVER auf der Kläranlage Aachen-Soers als Ausbildungsmeister. Dort bilden wir ElektronikerInnen für Betriebstechnik, MechatronikerInnen und Fachkräfte für Abwassertechnik aus – jedes Jahr zwischen 16 bis 24 Azubis. Meine Ausbildungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Elektrotechnik, Elektronik, Automatisierungstechnik, SPS-Programmierung, Elektropneumatik, Antriebstechnik, technischem Zeichnen und den Grundlagen der Metalltechnik.
Was macht Ihnen an Ihrem Beruf die größte Freude?
Viktor Flaming: Es ist toll, die Entwicklung eines jungen Menschen während der Ausbildung, aber auch darüber hinaus zu sehen und zu begleiten. Am Anfang sind die Jugendlichen häufig noch sehr zurückhaltend und unsicher und werden im Laufe der Zeit zu selbstbewussten Fachleuten. Höhepunkte sind die bestandene Prüfung, und wenn die jungen Menschen endlich ihren Facharbeiterbrief in der Hand halten. Dafür lohnt sich alle Mühe.
Was kennzeichnet die Ausbildung beim WVER? Gibt es Besonderheiten?
Viktor Flaming: Im ersten Ausbildungsjahr befinden sich Auszubildende überwiegend in der zentralen Ausbildungswerkstatt. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr begleiten sie Einsätze im Verbandsgebiet. Von der Eifel bis Wassenberg, von Aachen bis Düren steht beim WVER eine breite Palette an Ausbildungsorten zur Verfügung: Kläranlagen, Sonderbauwerke, diverse Fachabteilungen in Instandhaltungsbereichen, Labore, Talsperren, Gewässer und das Verwaltungsgebäude. Unsere Auszubildenden lernen den Umgang mit unterschiedlicher Technik, aber auch mit verschiedenen Menschen. Dabei entwickeln sie ihre kommunikativen und kreativen Kompetenzen.
Was macht in Ihren Augen eine gute Ausbildung aus? Und was einen guten Ausbilder?
Viktor Flaming: Ich möchte für meine Auszubildenden keine lehrende Autoritätsperson sein, sondern ein kompetenter Partner, der den Jugendlichen Übungsräume für selbständiges Ausprobieren und Lernen schafft. Während der Ausbildung geht es nicht darum, gleich alles richtig zu machen, sondern eigenständig immer wieder Lösungen für Fragestellungen zu finden. Dazu möchte ich animieren. Meine grundlegende Haltung dabei ist die klare Kommunikation von Grenzen und Möglichkeiten.
Ziel einer Berufsausbildung ist nämlich nicht nur die Vermittlung von relevantem Fachwissen, sondern gerade auch wichtiger Softskills, wie der Bereitschaft zur Eigenverantwortung, der Fähigkeit mit Veränderungen umzugehen und das eigene Berufsleben als permanente, aktive Gestaltungsaufgabe zu begreifen. Junge Menschen sollten während der Ausbildung „Beschäftigungsfähigkeit“ erreichen und diese lebenslang erhalten können.
Was ist Ihnen bei der Auswahl neuer Azubis besonders wichtig?
Viktor Flaming: Potenzielle Auszubildende sollten in erster Linie ein ehrliches Interesse an dem Berufsbild mitbringen. Im Bewerbungsgespräch zeigt sich das meist dadurch, dass der Bewerber bereits gut informiert ist und möglicherweise sogar schon Erfahrungen durch Praktika gesammelt hat.
In zweiter Instanz sind sicherlich solide handwerkliche Fähigkeiten sowie eine Bereitschaft zum Teamwork wichtig. Ich richte im Auswahlprozess mein Augenmerk aber auch auf Kandidaten, die sich vielleicht nicht ganz so gut präsentieren können, aber eindeutig das Potenzial zur positiven Entwicklung mitbringen – gerade die sollen auch eine Chance bekommen.
Bald gehen wieder Azubis in die Abschlussprüfungen: Eine besonders stressige Zeit? Wie bereiten Sie die Azubis vor?
Viktor Flaming: Es ist eine anstrengende Zeit für beide Seiten. Aber jedem von uns ist es sehr bewusst, dass sich der Aufwand lohnt. Wir haben gemeinsam viele Jahre darauf hingearbeitet, damit die Auszubildenden eine gute Grundlage für alle weiteren beruflichen Pläne schaffen können. Das kommunizieren wir zu Beginn der intensiven Prüfungsvorbereitung genau so und merken: es kommt an. Wir führen schriftliche und praktische Prüfungsvorbereitung durch. Unsere Azubis bekommen alles Nötige zur Verfügung gestellt: Zeit, Räumlichkeiten, Werkzeug, Material, Medien und das Fachwissen und die Erfahrung der Ausbilder mit dem Hinweis, das Beste daraus zu machen.
Was wünschen Sie Ihren Schützlingen für die Zeit nach der Ausbildung und die ersten Jahre im Beruf?
Viktor Flaming: Die Berufsausbildung ist eine sehr prägende Zeit. Daher wünsche ich unseren Auszubildenden ganz viele positive Momente während der Ausbildung und danach hilfsbereite und geduldige Kollegen in den ersten Jahren im Beruf, die einen guten Start ermöglichen.
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