Gleichstellung beim Wasserverband Eifel-Rur
Workshop „Väter in Verantwortung“
Immer mehr Väter bringen sich gleichberechtigt in die Erziehung ihrer Kinder ein. Doch den jeweils eigenen Weg zu finden, fällt nicht immer leicht. Carsten Vonnoh, seit langer Zeit in der Beratung tätig, unterstützt Männer, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen herauszufinden und dabei eine nahe Beziehung zum Kind aufzubauen oder zu erhalten. Am 22.04.2024 fand der Workshop „Väter in Verantwortung“ im WVER-Verwaltungsgebäude in Düren statt. Die Teilnehmerzahl war auf 12 Personen begrenzt, um in der Gruppe effektiv arbeiten zu können. Carsten Vonnoh ist Vätercoach, Speaker & Autor. Er diskutierte Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Bedeutung von Augenhöhe in der Elternschaft und die Herausforderungen, die mit der Vaterschaft einhergehen.
Diesen Workshop für alle Mitarbeiter anzubieten, geschieht aus Überzeugung, da Väter in der heutigen Lebenswelt eine viel größere Rolle einnehmen. Der WVER als Unternehmen schafft Möglichkeiten, Elternzeit zu nehmen und männlichen Kollegen zu ermutigen dies zu tun. Vor diesem Hintergrund ist der Workshop „Väter in Verantwortung“ eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Angebots für Mitarbeitende, Familie und Beruf in Einklang zu bringen.
Ein inspirierender Tag voller Erkenntnisse und persönlicher Entwicklung für alle Teilnehmer! Wir haben mit Carsten Vonnoh gesprochen.
Wie sind Sie zu der Arbeit mit Männern und insbesondere Vätern gekommen?
„Im Grunde durch eigene Leiden, Erfahrung und der Feststellung, dass es kaum spezifische Angebote für Männer gibt. Da ich vieles an Herausforderungen von Vätern selbst erlebt hatte und gut nachvollziehen konnte, hat sich mein Profil nach und nach herausgebildet.“
Was stand bei Ihrem Workshop besonders im Vordergrund? Welchen Ansatz verfolgen Sie dabei?
„Im Grunde ging es vor allem darum, verschiedene Aspekte meines Vatersseins bewusster zu haben, alternative Blickwinkel zu bekommen und sich dann verantwortlicher für eine möglicherweise neue Herangehensweise zu entscheiden. Zu merken, wie viel ich als Vater eigentlich zu Hause gestalten kann und wie viel meine eigene Verfassung Einfluss darauf hat, wie die Familienatmosphäre sich entwickelt. Mein Ansatz ist dabei, dort anzusetzen, wo die Väter, die dabei waren, gerade stehen, immer wieder Impulse aus meiner eigenen Beratung zu teilen, neues auszuprobieren und die Männer dabei zu unterstützen, sich selbst zu reflektieren.“
Was sind die besonderen Herausforderungen für Väter in der Arbeitswelt?
„Die Herausforderung Nummer eins ist es, dass wir Männer wirklich eine Rolle für unsere Kinder spielen wollen, die der der Mutter ähnelt und gleichzeitig oft wenig Abstriche in der Arbeit machen wollen und, oder können. Vor allem das Level an Stress, was wir nach Hause bringen, oft unbewusst, ist aber entscheidend für unsere Kinder. Die Zerrissenheit, die Erwartungen von außen und unseren Partnerinnen, das schlechte Gewissen sind dabei oft ein Thema. Hinzukommt auch, dass viele Unternehmen nur langsam dabei unterstützen, Elternzeit und Teilzeit zu nehmen. Aus meiner Sicht ein wichtiger Baustein, um Augenhöhe in der Elternschaft aufzubauen.“
Wie haben Sie den Workshop beim WVER erlebt? Wie war das Feedback der Teilnehmer?
„Ich war sehr erfreut über die große Nachfrage und die kontinuierliche Präsenz der Männer. Es war spürbar, dass vieles, von dem, was wir besprochen haben, den Alltag von den meisten widerspiegelt. Es war für die meisten neu, sich unter Männern so offen auszutauschen, meistens keine einfache Sache. Das Feedback war durchgehend positiv und ich hatte den Eindruck, dass alle Männer für sich etwas herausgenommen haben, was sie in Zukunft weiter vorantreiben beziehungsweise im Blick behalten wollen.“
Welchen Mehrwert haben Väter durch die Arbeit mit Ihnen?
„Ein offensichtlicher, aber oft entscheidender Mehrwert ist, zu realisieren, dass wir Väter nicht allein sind, mit unseren Herausforderungen, unserer Erschöpfung, unsere Unsicherheit und unserem schlechten Gewissen. Es tut gut, zu hören, was bei den anderen Männern passiert und welche Ansätze sie in bestimmten Situationen gefunden haben. Neben dem intensiven Austausch habe ich die Möglichkeit, die Erfahrung destilliert aus der Arbeit mit mehr als 1000 anderen Vätern einzubringen, die Männer dazu zu bringen, ihre Möglichkeiten neu zu bewerten.“
Was bereitet Ihnen besonders viel Freude bei der Durchführung des Workshops?
„Vor allem macht es mir Freude, wenn Väter wirklich realisieren, dass sie nicht nur Getriebene sind und ihren eigenen Weg finden dürfen. Und, wenn sie anfangen, ihre Kinder und ihre Partnerschaft neu in den Blick zu nehmen und sich dadurch vieles zu Hause entspannen kann.“
Welche Tipps können Sie den Vätern geben, um Familie und Beruf zu vereinbaren und auch um eine tragfähige und entspannte Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen?
„Ich lerne als Vater im besten Falle, besser auf meine Grenzen zu achten, kann klarer kommunizieren und mehr Verantwortung für mich selbst übernehmen. Daraus kann ich eine eigene Haltung entwickeln, die dann über einfache Tipps hinausträgt.“
Wie gelingt Kommunikation auf Augenhöhe in der Vater-Kind Beziehung?
„Das beginnt aus meiner Sicht mit Respekt vor meinem Kind, seine Wahrnehmung und dem Ernst neben seiner Emotionalität. Wenn ich davon ausgehe, dass das Kind gerade entweder nicht kann oder nicht will und dann eine Forscherbrille aufsetze, warum das der Fall ist, dann habe ich den richtigen Fokus. Kinder wollen kooperieren, fast immer. Sie handeln für sich, nicht gegen uns. Und ich kann auch ganz physisch in die Hocke gehen, um auf Augenhöhe mit ihnen zu sprechen.“
Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Vaterrolle in den letzten 40 Jahren verändert?
„Viele Väter wollen heute nicht nur Versorger sein, sondern wirkliche Bezugsperson. Sie wollen im Alltag souverän und kompetent sein, als Elternteil ernst genommen werden, auch von ihren Frauen. Sie wollen einen Unterschied in der Entwicklung ihrer Kinder machen und stehen damit vor sehr ähnlichen Herausforderungen, wie das Frauen schon seit 40 Jahren haben. Das Schöne ist aber, dass wir heute wesentlich mehr Forschung im Bereich von Bindung und Erziehung haben, vieles, was vor 40 Jahren noch üblich war, mittlerweile anders machen können. Es gibt fantastische Bücher, immer mehr Väterangebote und auch immer mehr Männer, mit denen ich mich austauschen und von denen ich lernen kann. Elternsein wird immer mehr etwas wirklich Gemeinsames, mit allen Herausforderungen, die das mit sich bringt.“
Weitere Informationen zum Referenten:
Carsten Vonnoh: Vatersein gestalten mit Präsenz & Verantwortung
#wver #Empowerment #Workshop #VaeterinVerantwortung
Kommentare