Die Ertüchtigung der Kläranlage Euchen ist eine Herausforderung für Werner Förster
Herr Förster, in mehreren Schritten wird die Kläranlage Euchen demnächst ertüchtigt. Was ist das Ziel der Maßnahme?
W. Förster:
Im Prinzip verfolgen wir – stark zusammengefasst – drei große Ziele. Zum einen müssen auch auf der Anlage in Euchen bestehende Anlagenteile ausgewechselt und modernisiert werden. Ansonsten droht langfristig der Verlust der Funktionsfähigkeit. Zum anderen wollen wir aber auch einem Missstand abhelfen, der die Leistung der Kläranlage einschränkt. Bei heftigen Regenfällen kommt es durch das anströmende Wasser zu einer Stoßbelastung der Anlage, die nicht mehr ausreichend verarbeitet werden kann. Überschreitungen der Grenzwerte sind zu befürchten. Gleichzeitig sind in Zukunft sogar noch Verschärfungen der Grenzwerte zu erwarten. Und zum dritten ist es uns wichtig, die Anlage energetisch zu optimieren. Durch die neue Technik kann der Stromverbrauch deutlich reduziert werden, durch den Bau einer Stabilisierungsanlage (Faulbehälter) kann künftig auf der Anlage aber auch Energie produziert werden. Dies ist positiv für den Klimaschutz. Das alles „unter einen Hut“ zu bringen, ist schon eine Herausforderung.
Lassen Sie uns diese Ziele einfach einmal durchgehen. Anlagenteile müssen nach einer bestimmten Betriebsdauer ersetzt werden. Worüber reden wir hier?
W. Förster:
Wir können gleich im Anlagenzulauf anfangen. Dort befindet sich eine Rechenanlage. Diese wurde bereits 2017 gegen einen Harkenumlaufrechen mit einer Stabweite von 5 mm ausgetauscht. Der neue Rechen entfernt primär Grobstoffe, die sich aussieben lassen. Außerdem ist auch der nachgeschaltete Sandfang zu erneuern. In der biologischen Reinigungsstufe, in der Bakterien Schmutzstoffe verarbeiten, wird die veraltete und verschlissene Oberflächenbelüftung, mit der diesen kleinen „Mitarbeitern“ Luft und damit Sauerstoff zugeführt wird, durch eine moderne Druckbelüftung ersetzt. Diese arbeitet viel effektiver, wodurch auch Energie eingespart werden kann. In den Nachklärbecken, in denen das gereinigte Abwasser von den Mikroorganismen getrennt wird, sind die beweglichen Teile auszutauschen. Gleichfalls müssen die Rücklaufschlammpumpen erneuert werden. Sie sind wichtig, denn sie befördern unsere „Mitarbeiter“ aus der Nachklärung wieder in die Biologie. Außerdem wird eine Dosierstation ersetzt, mit der Fällmittel zudosiert werden, um das im Abwasser gelöste Phosphor abzutrennen.
Das zweite Ziel ist die Erweiterung der Anlage in Bezug auf die erwähnten Regenereignisse. Was wird hier passieren?
W. Förster:
Dazu wird zunächst ein Pufferbecken errichtet, das stoßweise zulaufendes Wasser auffängt und dann nach und nach in die biologische Reinigung weitergibt. Ebenso wird ein drittes Nachklärbecken hinzugebaut. Damit ist gewährleistet, dass Stoßregen ihre Bedrohlichkeit verlieren – und die Anlage auch weiterhin Stickstoff, Phosphor und den CSB im geforderten Maß eliminieren kann.
Natürlich ist die Produktion umweltfreundlicher Energie das große Thema für die Zukunft. Wie muss ich mir das - auf eine Kläranlage bezogen - vorstellen?
W. Förster:
Bei der Abwasserreinigung fallen Schlämme an. Diese wurden bisher getrocknet und in die Verbrennung abtransportiert. Sie erhalten aber noch einen hohen organischen Anteil, den wir in einem so genannten Faulbehältern – optisch sieht das aus wie ein riesengroßes Ei – von Bakterien in Gas umwandeln lassen können. Das Gas fangen wir in einem Gasbehälter auf, der es dann einem Blockheizkraftwerk zuführt. Dort treibt es Motoren an, die Strom und Wärme produzieren. Dies können wir zur Selbstversorgung gut gebrauchen, und damit koppeln wir uns auch ein Stück weit von steigenden Energiekosten auf dem Markt ab. Der Schlamm ist ein „nachwachsender“ Rohstoff, somit können fossile Ressourcen geschont werden. Der Neubau dieser bisher nicht vorhandenen Anlagenteile wird, da dies dem Umweltschutz dient, übrigens vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.
Diese umfassenden Maßnahmen hören sich nicht gerade billig an. Wieviel muss der Wasserverband berappen?
W. Förster:
Wir erwarten in der Tat Gesamtkosten von ca. 25 Millionen Euro. Hier muss man aber sagen, dass dies nicht auf einmal auf den Gebührenzahler zukommt. Dank langer Abschreibungszeiträume historisch niedriger Zinsen und der Zuschüsse kommt es nicht zu einem nennenswerten Gebührensprung. Auf der anderen Seiten: Die Ertüchtigung und Weiterentwicklung der Kläranlagen ist unverzichtbarer Bestandteil des Erhalts unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Wird es während der Bauzeit zu einer Einschränkung der Leistung der Kläranlage kommen?
W. Förster:
Nein, die Kläranlage wird während der Ertüchtigung vollständig weiterbetrieben und wird ihre Leistung, wie bisher, erbringen.
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