Interview: Erfolgreiche Renaturierung des Wehebachs
Renaturierungsmaßnahmen sollen die biologische Vielfalt zurück in die Bäche und Flüsse holen: Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) verlangt einen guten ökologischen Zustand der Fließgewässer. Über Jahrzehnte wurden diese begradigt, kanalisiert und gemäß der Bedürfnisse des Menschen verändert. Nun sollen diese Eingriffe soweit rückgängig gemacht werden, dass sich funktionierende und vielfältige Lebensgemeinschaften ansiedeln können. So jüngst geschehen am Wehebach in Langerwehe. Projektverantwortlich auf Seiten des WVER waren Carmen Braun, Gebietsleiterin im Gewässer-Bereich und Franz-Josef Hoffmann, Unternehmensbereichsleiter Gewässer.
Frau Braun, warum wurde genau hier renaturiert?
C. Braun: Die LUNA (Langerweher Umwelt- und Naturschutz-Aktion e. V.) plante den angrenzenden Jakobusgarten zu einem Bürgergarten umzugestalten – mit dem Wunsch, von dort aus den Wehebach einsehen zu können.
Da wir immer auf der Suche nach passenden Stellen für Renaturierungsprojekte sind, griffen wir das Anliegen auf und konnten schnell in die Planungsphase einsteigen: Es entstand die Idee, den Wehebach auf rund 300 Metern im Ortszentrum von Langerwehe zu renaturieren und für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen. Wir folgten dabei den Empfehlungen der EG-WRRL sowie des KNEF (Konzept für den naturnahen Ausbau von Fließgewässern) und orientierten uns am Leitbild für den Wehebach.
Welche Maßnahmen wurden im Projekt konkret umgesetzt?
C. Braun: Der bis dato geradlinige Uferverlauf wurde in Teilstücken zu einer geschwungenen Uferlinie modelliert. Dabei lösten wir das technische Trapezprofil auf und veränderten die Böschungsneigungen. Zudem verlegten wir auf der gesamten Länge einzelne Steinblöcke im Flussbett – dies ist natürlich für diesen Gewässertyp: Die Steine beeinflussen die Strömung des Bachs und verändern so die Sohlbeschaffenheit. Zu der Maßnahme gehörte auch eine Anpassung des Uferbewuchs. Wir entfernten Bäume und Sträucher, die untypisch für die Böschungen am Wehebach sind und pflanzten stattdessen Gehölze, die dort eigentlich beheimatet sind. Herzstück der Renaturierung ist ein neuer, rund 45 Meter langer Nebenarm des Flusses.
Was macht Ihrer Meinung nach, das Projekt am Wehebach besonders?
C. Braun: Vor allem der engagierte und lebendige Austausch mit unseren Kooperationspartnern – allen voran der LUNA sowie dem BUND – hat das Projekt positiv geprägt. Zudem wird die Renaturierungsmaßnahme am Wehebach ein „Wasser-Lernort“, den Schulen im Unterricht oder interessierte Besucher des Bachs nutzen können. Eine der dort platzierten Infotafeln erklärt unter anderem, wie man in Eigenregie die Bachsohle nach Kleinstlebewesen untersuchen kann, und welche Bäume oder Tiere es am Wasser zu entdecken gibt.
Wirklich besonders war für mich aber der Rückenwind und die Unterstützung durch Anlieger, Gemeinde und Bürger – dies ist nicht selbstverständlich.
Gemeinsam werden wir zum Abschluss des Projektes, am 27. September, dem Internationalen Tag der Flüsse, ein Bürgerfest in Langerwehe feiern.
Wünschen Sie sich eine solch rege Beteiligung engagierter Bürger nicht bei allen Renaturierungsmaßnahmen?
Bei Projekten dieser Art, mit viel Nähe zu den Anwohnern, ist eine solch konstruktiver Schulterschluss immer wertvoll, fruchtbar und absolut sinnvoll.
Gibt es derzeit schon konkrete Pläne für weitere Renaturierungsmaßnahmen?
C. Braun: Ja, derzeit befinden sich verschiedene Arbeiten in der Planungsphase.
Vielen Dank!
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