EU-Projekt: Gemeinsam gegen Plastik in Gewässern
Der WVER ist Partner beim EU-Projekt LIVES, Kurzform für „litter free rivers and streams“. Ziel des Projekts ist eine abgestimmte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen deutschen, niederländischen und belgischen Institutionen, um Plastikmüll in Fließgewässern zu reduzieren.
Koordiniert wird das Projekt von der Provinz Limburg. Arno Hoppmann, Leiter der Stabsstelle Flussgebietsmanagement, vertritt den WVER und gibt einen ersten Ausblick auf geplante Maßnahmen.
Was sind die konkreten Schwerpunkte, die LIVES beim Thema Plastikmüll in Gewässern umsetzen möchte?
A. Hoppmann: Über allem steht das gemeinsame Vorgehen. Initialisierung, Sensibilisierung und eine einheitliche Strategie – darauf fokussieren wir uns. Das schließt den ganz praktischen Einsatz von Plastikfallen im Fluss genauso mit ein, wie öffentlichkeitswirksame Aktionen zum Thema und grenzübergreifend einheitliche Vereinbarungen mit den Anlieger- Kommunen. Im Projekt sind verschiedene Arbeitspakete integriert.
Welche Rolle wird der WVER dabei spielen?
A. Hoppmann: Bei der Mitarbeit im Projekt „LIVES“ konzentriert sich der Verband auf die Reduktion von Plastikmüll im Einzugsgebiet der Maas. Dabei versucht er seine Einflussmöglichkeiten in seinem Zuständigkeitsgebiet, dem deutschen Teil des Rur-Einzugsgebiets, in die Projektumsetzung mit einzubringen.
Was bedeutet das konkret? Gibt es schon Pläne?
A. Hoppmann: Zurzeit prüfen wir die Möglichkeiten zur Errichtung von Plastikfallen – gut vorstellbar wäre dies an Wurm und Inde. Dabei geht es sowohl um die konkrete Platzierung als auch um eine Entscheidung für den Fallen-Typ: Hier gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. Wenn wir hier Klarheit haben, werden wir in eine enge Zusammenarbeit mit der jeweils betroffenen Kommune des potentiellen Standorts der Plastikfalle aber auch mit den anderen gewässeranliegenden Städten und Gemeinden einsteigen. Geplant ist es, an diesen Gewässern Müllsammelaktionen mit Kommunen, Vereinen und interessierten Bürgerinnen und Bürger anzuregen, zu koordinieren und zu unterstützen, um eine höhere Sensibilisierung für das Makro-Plastik-Problem zu erreichen. Unabhängig von LIVES können leider bereits derzeit geplante Veranstaltungen dieser Art an Verbandsgewässern durch die Corona-Situation nicht stattfinden. Diese sind aber nur aufgeschoben.
Wie arbeiten solche Plastikfallen? Mit welcher Technik möchte der WVER arbeiten – gibt es schon eine Tendenz?
A. Hoppmann: Wir diskutieren beim WVER gerade zwei Umsetzungsvarianten. Noch sind wir in der internen Abstimmungsphase, welche sich wo in unseren Fließgewässern eignet. Eine Option wäre der so genannte „Dirtscreen“ – ein Schmutzschirm aus Vlies, der schräg im Gewässer installiert wird. So bleibt der Müll (inkl. des Plastikmülls) hängen und wird durch die Gewässerströmung an das Ufer gelenkt. Der Müll kann dann vom Ufer aus regelmäßig entnommen und entsorgt werden. Die Wasserführung darf dabei so wenig wie möglich beeinflusst werden. Ferner muss sich die Falle an wechselnde Wasserstände anpassen:. D.h. der Schmutzschirm muss sich nach oben und unten bewegen können, wenn der Wasserspiegel sinkt oder fällt.
Eine Alternative wäre ein Schmutzkäfig, der in der Mitte des Flusses platziert wird. Rechts und links würden wir dann Schwimmsperren zur Uferböschung platzieren. So wird der Müll inkl. des Makroplastik direkt in den Käfig geleitet. Dieser muss dann regelmäßig entnommen und entleert werden können. Auch hier ist eine flexible Höhenanpassung je nach Wasserstand sowie eine auf die Entleerung optimierte, funktionale Anbringung wichtig.
Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten von Plastikfallen generell – Stand jetzt?
A. Hoppmann: In den Flüssen besteht eine wirkliche Chance, Teile des Makro - Plastiks abzufangen, bevor es überhaupt ins Meer gelangt. Auch dürfte der Aufwand, Plastik innerhalb eines begrenzten Flussquerschnitts einzusammeln, wesentlich geringer sein, als wenn sich das Plastik erst einmal auf dem offenen Meer verteilt hat und sich dort langsam zu Mikroplastik zersetzt. Allerdings wird der Einsatz von Plastikfallen nicht ausreichen, sondern es muss unser grundsätzliches Ziel sein, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass Plastik nicht unbedacht in die Umwelt, speziell eben auch nicht in die Gewässer, entsorgt wird. Gemeinsame Sammelaktionen, schulische Aufklärung und grenzüberschreitende Vereinbarungen - immer in Verbindung mit einer dementsprechenden Öffentlichkeitsarbeit - sind dabei auch wichtige Bestandteile. Ich hoffe, dass wir am Ende der Projektlaufzeit ein gutes Konzept für unsere Flüsse haben.
Mehr Informationen zum Projekt und den einzelnen Partner finden Sie auf unserer Homepage.
Kommentare