Wenn das Hochwasser von den Feldern kommt...
Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem beschaulichen Dorf, das im Tal eines ruhigen Baches liegt, etwas abseits der Verkehrsströme, und Sie genießen die Ruhe, die Ihnen diese Wohnlage bietet. Doch dann tritt ein starkes Regenereignis auf und überflutet den Ort mit Wasser und Schlamm. Es ist jedoch nicht der kleine Bach, der über die Ufer tritt, sondern das Wasser kommt von den oberhalb gelegenen Feldern!
Dies ist nicht nur eine Überlegung, sondern es ist Realität im Kreis Düren. Die Ortslage Engelsdorf, die zur Gemeinde Aldenhoven gehört, erlitt mehrfach dieses Schicksal. Wasser und Schlamm kamen in den Ort herabgelaufen und bahnten sich ihren Weg zum Merzbach mitten durch den Ort, floßen durch Häuser und Gehöfte. Bei einer solchen Katastrophe, nämlich im Jahr 20008, wäre fast ein 80jähriger Mann ertrunken, weiß Jakob Sauer, schon seit 21 Jahren Ortsvorsteher, zu berichten. Also musste endlich etwas passieren.
Wer Engelsdorf besucht, braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wenn etwa starker Regen im Sommer auf trockene Felder trifft, die das Wasser zunächst nicht aufnehmen können.
Die Gemeinde Aldenhoven hatte bereits Vorplanungen in Angriff genommen, doch nach dem Ereignis von 2008 vereinbarte man ein Jahr später, Planung und Umsetzung eines Hochwasserschutzes an den Wasserverband Eifel-Rur zu übertragen. Der ermittelte die nötigen wasserwirtschaftlichen Daten und plante, mögliche Wassermengen vor Engelsdorf abzufangen und östlich an der Ortslage vorbei in den Merzbach abzuleiten. Die Idee war richtig, denn der Bach fließt von West nach Ost, das Wasser wäre also in Fließrichtung hinter dem Ort eingeleitet worden. Jedoch scheiterte der Plan, weil erforderlicher Grunderwerb nicht zum Abschluss kommen konnte. Also wurde neu überlegt. Das Wasser wird nun westlich in den Bach abgeleitet. Damit der dann nicht in Engelsdorf über die Ufer tritt, kann das Wasser nur gedrosselt abgegeben werden. Dafür wird in Zukunft ein Hochwasserrückhaltebecken mit einem Volumen von 18.000 Kubikmeter sorgen. Eine im Falle eines 100jährlichen Hochwassers als Bemessungsgrenze dem Ort zufließende Wassermenge von 3.300 Litern in der Sekunde wird über eine Ablaufleitung auf eine Abgabe in den Bach von maximal 300 Litern in Der Sekunde reduziert. Also um mehr als das Zehnfache! Einhergehend damit wird im Verlauf des Merzbaches unterhalb an der Engelsdorfer Burg noch ein Engpass beseitigt. Der Bach knickt dort scharf ab, wodurch ein Rückstau entstehen könnte. Durch eine Renaturierung wird der Bach soweit aufgeweitet, dass der Engpass beseitigt ist. Und es wird noch etwas für die Natur getan.
Am 04. September 2020 nahmen der Aldenhovener Bürgermeister Ralf Claßen, Ortsvorsteher Jakob Sauer, WVER-Vorstand Dr. Joachim Reichert, Gewässerdezernent Dr. Gerd Demny sowie Franz-Josef Hoffmann und Thorsten Schulze-Büssing vom Unternehmensbereich Gewässer die Baustelle offiziell in Betrieb. Zu Anfang des nächsten Jahres wird das Becken funktionsbereit sein. Eine gute Nachricht für die Engelsdorfer, denn damit verlieren starke Regenereignisse für sie ihren Schrecken.
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