Rückblick zum Ruhestand: Personaldezernent Rainer Klee im Gespräch
Im Laufe Ihrer Tätigkeit haben Sie unzählige Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Oft genug fällt zu derartigen Anlässen die Floskel von dem lachenden und weinenden Auge. Nun sind Sie selber an der Reihe: Wie würden Sie Ihren eigenen Gemütszustand derzeit beschreiben?
Klee: Ich bin vollauf damit beschäftigt alles mit einem guten Gefühl an meine Nachfolgerin, Frau Jonen, zu übergeben – mein Fokus liegt darauf noch möglichst viel abzuschließen und den Schreibtisch aufgeräumt und sortiert zu hinterlassen. Auch wenn ich weiß, dass das kaum möglich ist im laufenden Geschäft, prägt das derzeit noch maßgeblich mein Erleben in dieser Phase kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand.
Wie fällt Ihre Bilanz nach 20 Jahren als Dezernent aus?
Klee: Einiges war sehr herausfordernd und gleichzeitig ein großer Erfolg: im Rahmen des Verbandswachtums kamen viele neue MitarbeiterInnen gleichzeitig – vor allem in den 90er Jahren aus Herzogenrath, Würselen usw.. In der Rückschau kann ich sagen, diese KollegInnen sind gut und schnell aufgenommen worden. Auch der Aufbau neuer Bereiche und Aufgabenfelder verlief auf diese Art und Weise. Das kontinuierliche Wachsen des Verbands hat verhindert, dass allzu starre Strukturen entstehen und in der Belegschaft eine flexible und offene Haltung erzeugt. Änderungen werden schnell adaptiert und neue KollegInnen sind rasch willkommener Teil des Teams. Für mich ist es bemerkenswert, dass der Wasserverband immer in der Lage war, mit offenen Armen neue Leute aufzunehmen.
Was hat sie an ihrer Aufgabe am meisten begeistert?
Klee: Das ist ganz klar die Vielfältigkeit . Man hat ein paar Routinen im Jahr, die sich natürlich wiederholen – Wirtschaftsplan, Bilanz – und darum herum ist viel Bewegung in den Themen und Aufgaben. Kontinuierlich neue Herausforderungen – das fand und finde ich an der Position toll.
Gab es besondere Highlights in dieser Zeit?
Klee: Ein Highlight war für mich die gleichzeitige Übernahme der rund 90 Aachener Kolleginnen und Kollegen. Vorab gab es damals Gerüchte und Sorgen, dass es problematisch werden könnte, da diese dem Wechsel eher skeptisch gegenüber stünden. Aber die Integration hat wirklich gut funktioniert – viele von „den Aachenern“ sind heute noch beim Verband.
Grundlegend positiv war für mich auch die angenehme Zusammenarbeit der unterschiedlichen Professionen und Fachbereiche: ich konnte keine Berührungsängste zwischen Ingenieuren, Facharbeitern, Meistern und Verwaltungsfachkräften feststellen.
Was war die größte Herausforderung?
Klee: Neben der Bewältigung der zahlreichen Übernahmen von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Verbänden und Kommunen war die Digitalisierung des Fachbereichs sicherlich eine der größten Herausforderungen. Hier sind wir inzwischen auf einem guten Weg – auch, wenn noch viel zu tun ist. Zunehmend als herausfordernd spürbar wird der demografische Wandel: wie können wir es schaffen, alle vakanten Stellen schnell und kompetent zu besetzen?
Sehen Sie darin eine zentrale zukünftige Herausforderung für den Verband ?
Klee: Ja, das wird sicherlich ein wichtiger Faktor sein. Generell sehe ich viele Kompetenzen beim Verband – gleichzeitig aber auch ein wachsendes Anforderungsprofil: Somit gilt es für den Arbeitgeber WVER auch, seine LeistungsträgerInnen zu halten und vor allem vor Überlastung zu schützen. Und Neueinstellungen schaffen da nur langsam Abhilfe: Gerade wenn wir neue MitarbeiterInnen begrüßen dürfen, sind es dennoch oft dieselben „alten Hasen“, die sich um die Einarbeitung kümmern. Wir haben das als Problem erkannt, aber diese Transformation wird Zeit brauchen.
Haben Sie einen Rat, den Sie Ihrer Nachfolgerin, Frau Jonen, mit auf den Weg geben würden?
Klee: Bei der Menge der Arbeit aufs ständige Priorisieren zu achten: Gerade wenn besonders viel anliegt und man unter Hochdruck arbeitet, empfiehlt es sich kurz Innezuhalten und alles mal gedanklich durchzuspielen und weiterzuspinnen. So kommt man schnell an die Punkte, die vorrangig alle Aufmerksamkeit erfordern. Dann ist es wichtig diesen Schwerpunkt bewusst zu setzen. Ich bin mir sicher, dass das bei meiner Nachfolgerin hervorragend gelingen wird.
Wie wird Ihre Zukunft nach dem letzten Arbeitstag aussehen? Haben Sie schon Pläne für diesen neuen Lebensabschnitt?
Klee: Ich werde mich nicht mit Terminen „zuballern“- das habe ich bei vielen beobachten können, denen die viele freie Zeit im Ruhestand Sorge bereitet hat. Ich werde also kein Seniorenstudium anfangen und 5 Tage in der Woche zur Hochschule fahren. Dieser ungefüllte Raum ist gerade wie eine weiße Leinwand und ich freue mich darauf zu sehen, mit was ich sie zum Leben erwecke. Der gesunde Mittelweg zwischen Belastung in Form von Terminen und Freizeit wird dabei mein Weg. Ich habe mir allerdings vorgenommen, mehr auf meine körperliche Fitness zu achten: Das ist während meiner Berufstätigkeit immer zu kurz gekommen, weil mir oft abends – nach einem langen Tag – nicht mehr der Sinn nach Bewegung stand. Aber auch das werde ich nicht übertreiben, denn es soll auch genug Zeit bleiben für ein gutes Buch: Beim Thema „Deutsche Geschichte“ möchte ich gerne wieder intensiver einsteigen. Und natürlich liegt ein Fokus auf meinem Garten. Die Arbeit dort macht mir viel Freude und bislang musste ich das immer an den Wochenenden unterbringen – es wird ein schönes Gefühl sein, sich hier Zeit zu lassen und zu schauen, wann es passt.
Gibt es etwas, was Sie vermissen werden?
Klee: Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, das menschliche Miteinander – ich habe sehr viele nette und hilfsbereite Menschen um mich herum gehabt.
Gibt es etwas, was Sie den MitarbeiterInnen noch mit auf den Weg geben wollen? Ein Fazit aus ihrem Berufsweg?
Klee: „Triff keine Entscheidung aus dem Moment oder aus dem Bauch heraus – schlaf’ eine Nacht darüber.“ Gerade im Personalbereich ist es wichtig nicht Sympathie, Antipathie oder Wut in die Arbeit einfließen zu lassen. Natürlich kann man sich nicht gänzlich davon frei machen, denn es ist menschlich – dennoch war das Innehalten und Durchatmen für mich all die Jahre ein weiser Ratgeber in schwierigen Situationen.
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