Bürgermeister Paul Larue: Rückblick auf 20 Jahre Verbandsratsvorsitz
Der Dürener Bürgermeister Paul Larue verzichtete auf eine erneute Kandidatur bei den diesjährigen Kommunalwahlen – damit endet auch seine langjährige Amtszeit als Verbandsratsvorsitzender des WVER.
Der Verbandsrat besteht aus 15 Mitgliedern – gewählt durch die Delegierten der Verbandsversammlung. Ihm gehören Vertreter der Kommunen und Kreise, der Trinkwasserversorger, der Wasser nutzenden Industrie und der Arbeitnehmervertretung an.
Gemeinsam mit Herrn Larue werfen wir einen kurzen Blick auf seine Zeit in diesem zentralen Gremium des WVER:
Herr Larue, wie fällt Ihre persönliche Bilanz nach 20 Jahren Verbandsratsvorsitz aus?
P. Larue: Es war eine sehr interessante, herausfordernde und zugleich verantwortungsvolle Arbeit für die Region. Das Gremium entscheidet über wesentliche Aufgaben der Daseinsvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger im Verbandsgebiet: Bereitstellung von Rohwasser für die Trinkwasseraufbereitung sowie Brauchwasser für die heimische Industrie. Hochwasserschutz war ebenso wichtig wie die Abwasserentsorgung und -reinigung. Und unsere Gewässer und Talsperren sind fundamentale Elemente einer gesunden und attraktiven Landschaft auch zur Erholung der Menschen. Mit Blick auf dieses breit gefächerte Gesamtpaket freue ich mich, dass ich meinen Teil beitragen konnte.
Gab es besondere Highlights in dieser Zeit? Oder auch Entscheidungen, die Sie rückblickend anders getroffen hätten?
P. Larue: Falsche Entscheidungen grundsätzlicher Natur gab es in meinen Augen nicht: Im Verbandsrat diskutierten wir stets ausführlich – teils auch kontrovers – und kamen so als Gremium zu ausgewogenen und einstimmigen Lösungen.
Einige besondere Erinnerungen stammen gerade aus der Anfangszeit des WVER: Zu erwähnen ist hier zum Beispiel die Aufnahme der Stadt Aachen, als größtes kommunales Mitglied, in den Verband.
Mit Freude habe ich aber auch die Entwicklung der Verbandsverwaltung in Düren begleitet: Eine Erhöhung der Verwaltungseffizienz war mir stets wichtig - ein Baustein in diesem Kontext sicherlich Zentralisierung von Aufgaben, wo sinnig, in der Dürener Verwaltung. So entstanden zudem attraktive Arbeitsplätze. In diesem Zusammenhang möchte ich als „Highlight“ auch die gute Personalpolitik des WVER erwähnen – und hier besonders dessen umfangreiches Ausbildungsprogramm: der Verband wird so zur Chance für zahlreiche junge Menschen im Verbandsgebiet.
Viel Freude bereitete mir aber auch die Einführung neuer Technik, wie beispielsweise der Membrantechnologie, auf unseren Kläranlagen: das waren schöne Termine für den Verband. In guter Erinnerung werden mir zudem die zahlreichen EU-Projekte bleiben, die der WVER gemeinsam mit den Verbänden anderer Länder umsetzte, wie etwa mit England oder Frankreich. Aber auch die kontinuierlich gute und enge Zusammenarbeit mit den wasserwirtschaftlichen Verbänden unserer niederländischen Nachbarn war stets Grund zur Freude.
Gibt es einen Rat, den Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben würden?
P. Larue: Ich finde, hier muss jeder seinen individuellen Weg finden und Ratschläge sind da wenig hilfreich. Mir war der Verbandsfrieden immer ein zentrales Anliegen – ich würde mich freuen, wenn das auch zukünftig die Ausrichtung des Verbandsrats bleibt. Der WVER ist eine bunte Mischung aus den Interessen seiner ganz unterschiedlichen Mitglieder – bei Diskussionen war mir immer der Ausgleich dieser verschiedenen Belange wichtig. Nur so können sich dauerhaft alle Mitglieder mit dem Verband identifizieren und seine Ziele aus Überzeugung mittragen.
Wo steht der WVER momentan Ihrer Meinung nach? Welche zukünftigen Arbeitsschwerpunkte sehen Sie?
P. Larue: Der Verband ist insgesamt gut gerüstet für die Zukunft. Ein paar größere Baustellen hat er bereits erfolgreich in Angriff genommen. Diese, wie zum Beispiel die Ertüchtigung der Kläranlage Düren-Merken, werden ihn sicherlich noch eine Weile fordern – ebenso wie das weite Feld des Klimawandels und seiner Folgen. Hier kommt dem Verband eine zentrale Bedeutung zu: Er kann das Bewusstsein für die wertvolle Ressource Wasser, als Lebensgrundlage für die Region, stets neu wecken und wachhalten. Die Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie ist in diesem Kontext auch eine Daueraufgabe – hier muss der Verband entschlossen dranbleiben.
Haben Sie schon Pläne für diesen neuen Lebensabschnitt?
P. Larue: Ab jetzt hat all das Vorfahrt, das während meiner beruflichen Laufbahn immer wieder zu kurz kam: Familie und Freunden schenke ich nun besondere Aufmerksamkeit. Vielleicht entspannt sich die Corona-Krise in absehbarer Zeit, und Reisen wird wieder möglich – dann würde ich mich freuen, gemeinsam mit meiner Frau, noch etwas von der Welt zu sehen. Bis es so weit ist, kehre ich jetzt erst einmal zu meinen Anfängen zurück: Von Hause aus Historiker, werde ich mich mit einem Projekt der Alten Geschichte befassen.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Gespräch genommen haben. Für die nun kommende Phase in Ihrem Leben wünschen wir Ihnen nur das Beste!
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