Väterzeit: Zwei Kollegen im Gespräch über Vor- und Nachteile
Windeln wechseln, Fläschchen geben, Brei kochen – für Marco Haas und Dr. Torsten Rose ein Jahr lang selbstverständlicher Alltag. Zwölf Monate tauschten der Abwassermeister und der komm. stellvertretende Unternehmensbereichsleiter der Grundlagenplanung ihre verantwortungsvollen Tätigkeiten im Verband gegen eine Rund-um-die-Uhr-Fürsorge für Ihre Kinder. Im Gespräch beleuchten Sie rückblickend ihre Entscheidung:
Wie lange waren Sie mit Ihren Kindern zuhause?
M. Haas: Wir haben zwei Kinder. Mit jedem war ich ein Jahr in Elternzeit.
Dr. T. Rose: Bei meinem ältesten Sohn war ich drei Monate in Elternzeit, bei meinem zweiten Sohn zwölf Monate.
Waren Sie alleine oder gemeinsam mit Ihrer Frau für die Kinder da?
M. Haas: Ich war während der Elternzeit alleine für die Betreuung zuständig: bei beiden Kindern übernahm ich das zweite Lebensjahr, meine Frau das erste. Danach gingen beide Kinder in die Kita.
Dr. T. Rose: Auch ich war überwiegend alleine für die Kinder da. Da meine Frau an unserem Wohnort arbeitete, konnten wir die Mittagspausen zusammen verbringen. Einen Monat Elternzeit haben wir überschneidend genommen.
Warum haben Sie sich entschieden länger als zwei Monate Väterzeit zu nehmen?
Dr. T. Rose: Ich habe dem Wunsch meiner Frau entsprochen, ihr eine stärkere berufliche Orientierung zu ermöglichen. Sie stand vor der Entscheidung, sich selbständig zu machen. Das wollte ich unterstützen.
M. Haas: Unser Familienplan sah vor, mich mit meiner Frau jährlich abzuwechseln bis die Betreuung durch eine KiTa möglich ist – das ist uns gelungen.
Hatten Sie zwischenzeitlich Sorge bezüglich Ihrer Entscheidung? Wenn ja, welche waren das?
Dr. T. Rose: Ja, die hatte ich. Ich stellte mir Fragen, wie: Kann ich ausreichend gut mit einem Säugling und einem Kleinkind umgehen? Habe ich berufliche Nachteile? Lasse ich meine Mitarbeiter und Vorgesetzte im Stich? Die ersten Monate stand ich noch als Ansprechpartner zur Verfügung und habe den Kontakt zum WVER gehalten.
M. Haas: Größtes Problem bei zwei Verdienern ist die Betreuung. Hier bot der WVER durch soziale Komponenten, wie Zeitkonten oder Arbeitsplatzgarantie, die Möglichkeit unter Bezügen längere Zeit zu Hause zu sein. Bei meiner Frau in der Wirtschaft sah das anders aus. Beim Verband gibt es dahingehend also eine enorme Sicherheit und damit eine Sorge weniger.
Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre Entscheidung reagiert? Wie der Arbeitgeber?
M. Haas: Beim Verband gab es Zuspruch auf allen Ebenen. Im Allgemeinen waren die Reaktionen durchweg positiv und anerkennend.
Dr. T. Rose: Mein Umfeld hat auch überwiegend positiv reagiert. Mein Vorgesetzter hat ohne Zögern zugestimmt.
Sehen Sie Hürden oder Nachteile für die Väterzeit?
M. Haas: Sperrig war vor allem die Bürokratie in Sachen Elterngeldanträge: Die Abstimmung mit den Ämtern gestaltete sich eher zäh. Beim WVER verlief dagegen lief alles reibungslos und problemfrei.
Dr. T. Rose: Ja, die gibt es. Ich war als Mann der Exot bei allen Kleinkind-Aktivitäten – von Krabbelgruppe bis Babyschwimmen. Die Mütter trafen sich anschließend zum Kaffeeklatsch und ich war oft außen vor. Finanziell hatten wir gewisse Einbußen. Auch beruflich veränderte sich natürlich einiges, was ich nur begrenzt mitgestalten konnte.
Was konnten Sie für sich persönlich mitnehmen aus der Zeit? Hat es Ihr Bild von sich verändert (im Guten wie im Schlechten)?
M. Haas: Der Alltag mit einem Kleinkind besteht aus unzähligen kleinen, aber wichtigen Dingen: Struktur, Organisation, Aufmerksamkeit und Zuneigung. Man ist 24/7 in Bereitschaft. Daran bin ich gewachsen und habe dadurch großen Respekt vor der Leistung von Müttern und vor allem Alleinerziehenden.
Dr. T. Rose: Heute ist meine Frau zwar wieder Bezugsperson Nummer 1, aber ich die Beziehung zu meinen Kindern hat es sicherlich intensiviert und nachhaltig positiv beeinflusst.
Wie hat es Ihr Vater-Sein verändert/geprägt?
Dr. T. Rose: Ich glaube, ich bringe mehr Verständnis für die jeweilige Person auf, die sich stärker um die Kinder kümmert. Ich hatte zeitweise die Stunden reduziert, um die Nachmittagsbetreuung zu übernehmen.
M. Haas: Es verändert einen. Man hat mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu tun. Ich bin glücklich diese einzigartige Erfahrung gemacht zu haben.
Bitte vervollständigen Sie den Satz: „Meine Väterzeit war…“
M. Haas: …unglaublich wertvoll.
Dr. T. Rose: …eine persönlich bereichernde und wertvolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
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