Mauerkrone der Urfttalsperre ab 05. Oktober wegen Arbeiten an Schiebertürmen der Grundablässe gesperrt
Als die Urfttalsperre ab 1900 errichtet wurde, waren sich die Erbauer um Professor Otto Intze bewusst, dass sie ein Bauwerk schufen, das über sehr lange Zeiträume Bestand haben sollte. Deswegen taten sie alles, um der Sperrmauer eine nach den damaligen Möglichkeiten höchstmögliche Stabilität zu geben. Auch damals war natürlich bekannt, dass die Eifel ein Erdbebengebiet ist.
Wie gut das Werk gelang, bewies sich im Zweiten Weltkrieg. Im Kern überstand das Mauerwerk bei allen äußeren Schäden die Bombardierung durch die alliierten Kräfte, die die Eifeltalsperren schon von ihrem Vormarsch in Richtung Rur zerstören wollten, um einer Flutung des Unterlaufs der Rur durch die deutschen Verteidiger zuvor zu kommen. Auch in den 90er Jahren erwies sich, wie stabil gebaut worden war: Als der Wasserverband entsprechend der modernen Vorgaben Kontrollgänge ins Mauerwerk treiben wollte, gelang dies nur mithilfe von Mikrosprengungen.
Auch heute gilt es, die Talsperren immer wieder weiterzuentwickeln und an neue Erkenntnisse anzupassen. In diesem Rahmen werden demnächst die beiden Schiebertürme der Grundablässe der Urfttalsperre verstärkt, um sie noch sicherer gegen Erdbeben zu machen. Die Türme stehen in ihrem oberen Bereich frei im Wasser, im unteren Bereich sind sie in den so genannten Intze-Keil eingebettet. Der Intze-Keil ist eine Anschüttung, die einer weitergehenden Abdichtung der Mauer dient. Die Verstärkung der Türme wird im Fall von möglichen Erdbeben dynamische Lasten aufnehmen und in den felsigen Untergrund ableiten.
Um die Verstärkung durchführen zu können, werden die Dächer der beiden Türme abgenommen. Dann werden die Gestänge in den Türmen, die die Verschlüsse der Grundablässe antreiben, demontiert. Oben auf den Türmen wird eine Auflagerung konstruiert. Im Anschluss werden Stahlrohre in die Türme abgelassen, die von der Auflagerung gehalten werden. Die Rohre sind 30 Meter tief und reichen bis in die Teile der Türme hinein, die vom Intze-Keil umgeben sind. Sie haben einen Durchmesser von 1,9 Metern, der Innendurchmesser der Türme liegt bei zwei Metern. Dadurch entstehen ein freier Raum von wenigen Zentimetern zwischen Turmwand und Rohrwandung. Diesen Innenraum nennt man Ringraum. Er wird mit Vergussbeton verfüllt. So werden die Türme weiter stabilisiert. Am Anschluss werden die Antriebsgestänge wieder montiert und die Dächer aufgesetzt.
Die Maßnahme startet am 05. Oktober 2020 und wird voraussichtlich zum Jahresende abgeschlossen sein. Auf der Mauerkrone wird ein Kran aufgebaut, deswegen muss diese solange gesperrt werden.
Die Urfttalsperre ist natürlich ein beliebtes Ziel für viele Wanderer im Nationalpark. Die Mauerkrone dient zudem auch zur Querung des Urfttals von der Camp-Vogelsang-Seite auf die Kermeter-Seite, wo sich der Kiosk, der Schiffsanleger für den Obersee und auch der Fußweg weiter in Richtung Rurberg befinden. Eine Querung wird also an dieser Stelle nicht mehr möglich sein. Wanderern sei deswegen geraten, das Urfttal bereits über die Viktor-Neels-Brücke in Richtung der alten K 7 oder umgekehrt nach Vogelsang zu queren.
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