Damit der Strom auch im Ernstfall fließt
Die Kläranlagen des WVER konnten nach dem Extremhochwasser schnell wieder zum Laufen gebracht werden. Ein hochengagiertes Mitarbeiter-Team beseitigte massive Schäden und sorgte für ein schnelles Hochfahren der Abwasserreinigung. Zukünftig soll insbesondere die sensible Stromversorgung der Anlagen auf hochwassersicherere Beine gestellt werden.
„Die Kläranlagen standen zum Teil zwei Meter unter Wasser. Überall Unrat, Baumstämme sogar ein Krankenbett und ein PKW waren angeschwemmt worden. Es ging in manchen Anlagen nichts mehr.“ Auch ein Jahr nach dem extremen Hochwasser in der Region hat Steffen Dieckmann, stellvertretender Leiter des Dezernats 3 beim Wasserverband Eifel-Rur (WVER), die Situation von Mitte Juli 2021 noch vor Augen, als wäre es gestern gewesen.
Die gewaltigen Wassermengen hatten zu massiven Schäden und zum Teil Komplettausfällen in den so wichtigen Kläranlagen der Region geführt. Nachdem sich der Wasserspiegel gesenkt hatte, war erst einmal Aufräumen angesagt, um die Grundlagen für das weitere Arbeiten zu schaffen, damit dann die dringend notwendige Abwasserklärung wieder möglichst schnell hochgefahren werden konnte. Ein zentrales Problem dabei: Die Schäden im Bereich der Elektrotechnik. Während mechanische Bauteile nach der Reinigung und Reparatur wieder relativ schnell in Betrieb genommen werden konnten, zeigte sich, dass Wasser und elektrischer Strom sich nicht gut vertragen. Wenn einmal Flüssigkeit in elektrische Leitungsnetze und Schaltkästen eingedrungen ist, lassen sich Prozesse zwar für einen gewissen Zeitraum noch überbrücken, aber auf Dauer ist hier Ärger programmiert und viele Bauteile müssen komplett ausgetauscht werden.
„Nachdem wir das Abwasser wieder in die Anlagen bekommen hatten, konnten wir sukzessive einzelne Teile in Betrieb nehmen“, so Dieckmann. Die versierten Mitarbeiter bauten u.a. provisorische Schaltanlagen, parallel musste die Biologie auf den Anlagen wieder zum Laufen gebracht werden. Dazu zählte auch das sogenannte „Animpfen“ mit neuen Bakterienstämmen, damit die Abbauprozesse zur Klärung der Abwässer stattfinden konnten. Weiteres Problem: die Verunreinigungen durch ausgelaufene Heizöltanks und andere gefährliche Substanzen, die sich in vielen ausgepumpten Kellern befunden hatten.
Die WVER-Mitarbeiter waren extrem gefordert. Dieckmann: „Aber alle haben unter schwierigsten Bedingungen voll mitgezogen, großes Engagement gezeigt. Zum Teil sind Kolleg*innen aus dem Urlaub gekommen, haben das Wochenende durchgearbeitet oder sogar auf den Anlagen übernachtet, um für eine schnelle Instandsetzung zu sorgen.“
Durch diesen beispielhaften Einsatz konnte ein großer Teil der betroffenen Anlagen bereits nach vier Wochen wieder den Betrieb aufnehmen. Weitere 14 Tage später waren die wesentlichen Abläufe sichergestellt. Doch die Schäden waren so massiv, dass auch derzeit noch Reparaturarbeiten laufen. Dem WVER war ziemlich schnell klar, dass es mit der Herstellung des Regelbetriebs nicht getan sein kann. Das Hochwasser hat Handlungsbedarf für die zukünftige Aufstellung der Infrastruktur offengelegt: Vor allem die Stromversorgung der Kläranlagen soll hochwassersicherer gemacht werden, indem beispielsweise Schaltanlagen und Stromnetze baulich noch besser vor Wassereinritt gesichert werden.
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