Aha-Erlebnisse in ausgebuchtem Workshop
Im ausgebuchten Workshop zum Thema „Gleichstellung fördern mit dem vermuteten Fremdbild“ gab es einen regen Austausch zwischen den teilnehmenden Frauen und Männern. Mit Aha-Erlebnissen durch neue Wahrnehmungen von Rollenstereotypen und anderen Zuschreibungen ging es mit konkreten Maßnahmen zurück in den Arbeitsalltag. Zwei MitarbeiterInnen, Daria Merkens und Dr. Patrick Lind, reflektieren die Erkenntnisse im Gespräch:
Warum haben Sie sich für den Workshop interessiert?
Merkens: Gleichstellung ist ein wichtiges Thema der Zukunft. Durch den Fachkräftemangel und demographischen Wandel sind grade Frauen ein Potenzial. Jedes Potenzial birgt auch ein Risiko, dieses kann durch Kommunikation minimiert werden, weil dadurch ein besseres Miteinander und mehr Verständnis erzielt wird. Ich sehe Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens.
Dr. Lind: Es hat zum einen den Grund, dass ich ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander im Team für äußerst wichtig halte. Das bedeutet für mich auch Anerkennung von Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit. Diese kann durchaus auch eine Chance sein. Ein konkretes Beispiel: In unserem Fachbereich haben wir eine sehr heterogene Altersstruktur, und das ist gerade in der Zusammenarbeit eine sehr schöne Ergänzung, weil jeder auf seine eigene Weise Fähigkeiten und Erfahrungen einbringt.
Zum anderen hat es mich interessiert, Zugang zu dieser Thematik über das Fremdbild zu finden. Das ist ein spannender Ansatz.
Welche Erwartungen hatten Sie an den Workshop?
Merkens: Den Austausch zwischen den Kollegen und Kolleginnen finde ich sehr wichtig, da verschiedene Sichtweisen kennengelernt werden und gleichzeitig die eigene Sichtweise hinterfragt wird. Diese Reflexion finde ich aufschlussreich und gewinnbringend.
Weiterhin interessieren mich Kommunikationsstrategien und ich wollte mehr darüber erfahren. Sie erleichtern die Zusammenarbeit und führen zu einem höheren Verständnis untereinander.
Dr. Lind: Der Workshop stellt für mich eine wertvolle Vertiefung der Führungskräfteseminare dar. Ich halte soziale Kompetenz für den Schlüssel für ein „echtes Team“ und für eine vertrauensvolle, produktive Zusammenarbeit. Und hierzu vertiefend Werkzeuge kennenzulernen und diese weiter ausbauen zu können, ist für mich eine eigene Motivation.
Als zweiter Aspekt ist es auch die Offenheit und Neugier, sich selber spiegeln zu können, da man durch das Fremdbild ein Feedback bekommt. Das ist sehr wertvoll.
Wie empfanden Sie die Zusammenarbeit - sowohl in der Gruppe als auch mit der Referentin?
Merkens: Ich fand es sehr angenehm, da eine große Offenheit vorhanden war und die Aussagen vertraulich behandelt wurden. Weiterhin fand ich es super, dass die Referentin die eigenen Sichtweisen gespiegelt hat und dadurch die Reflexion verstärkt wurde.
Dr. Lind: Ich habe die Zusammenarbeit als sehr angenehm und produktiv empfunden. Frau Prof. Dr. Bruns hat den Workshop sehr kompetent geleitet und dies in einer Weise ohne Frontalunterricht, vielmehr mit sehr viel Raum für die Erarbeitung von Ansichten und Lösungen aus der Gruppe heraus. Sie hat die Veranstaltung geleitet, aber nicht dominiert. Die Gruppe habe ich als sehr interessiert und offen erlebt, die Zusammenarbeit als vertrauensvoll. Es war insgesamt ein sehr produktiver Rahmen.
Welche Erkenntnisse nehmen Sie aus dem Workshop mit?
Merkens: Grundsätzlich ist es wichtig im Austausch zu bleiben und über die unterschiedlichen Ansichten und Vorurteile zu sprechen. Vorurteile sind natürlich und wichtig, der Mensch hätte es ohne diese Einstufung nicht so weit gebracht. Trotzdem ist es wichtig offen zu bleiben, um eine kontinuierliche Verbesserung zu erzielen und das gute Miteinander zu stärken.
Dr. Lind: Psychologische Sicherheit – und dazu gehören Respekt, Wertschätzung und Anerkennung einer Person mit all ihren Eigenarten – ist gerade bei hohen Anforderungen die wesentliche Voraussetzung für eine produktive Zusammenarbeit im Team und für einen Raum des weiteren Lernens. Ich denke, dass eine Führungskraft – gerade in Zeiten, die stärker von Druck geprägt sind – Unterstützung für das Team leisten muss, also nicht Stressor sondern Ressource ist.
Als Erkenntnis nehme ich im Übrigen auch mit, dass allzu wohlwollende Einstellungen durchaus auch ein Vorurteil sein können, beispielsweise „lass mich das mal machen …“ im Sinne von „ich traue Dir das nicht zu“.
Wie werden Sie die Erkenntnisse aus dem Workshop in Ihrer alltäglichen Arbeit umsetzen?
Merkens: Ich werde alltägliche Situationen hinterfragen und versuchen mir Vorurteile und die verschiedenen Ansichten stärker bewusst zu machen. Weiterhin möchte ich andere, wenn die Situation es zulässt, darauf aufmerksam machen, sodass das gegenseitige Verständnis und der Respekt untereinander verstärkt wird.
Dr. Lind: Vorgenommen habe ich mir als Schwerpunkt, mir noch mehr Zeit zu nehmen für meine Mitarbeiter-innen selber, gerade in Zeiten mit besonders hohem Arbeitsanfall. Die Stärkung des sozialen Zusammenhaltes im Team ist mir sehr wichtig. Durch das Thema der ökologischen Flächenentwicklung habe ich die besondere Chance, jedem Mitarbeiter-in die Möglichkeit zu geben, eigene kreative Ideen und Inspirationen einzubringen und das Wir-Gefühl im Team insgesamt zu fördern. Darüber hinaus habe ich mir vorgenommen, häufiger einmal einen Perspektivwechsel vorzunehmen und in der Situation zu versuchen zu verstehen, wie der Blickwinkel meines Gegenübers sich anfühlen könnte. Bildhaft veranschaulichen kann man das recht gut mit dem Buchstaben „M“: Liegt dieser Buchstabe ausgedruckt vor mir, ist er für mich definitiv ein „M“, aber für mein Gegenüber am Tisch ist es ein „W“ – und das ist ebenso richtig wie meine Sicht der Dinge.
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