Kleines Loch mit großen Folgen
Feststellung der Havarie und Notfallmaßnahmen
Am Abend des 08. Mai 2018 wurde um 18:15 Uhr ein kleines Loch in der Asphaltdecke der Renkerstraße im Bereich der Einmündung der Straße „Im Kleffert“ (aus Richtung Ausfahrt Krankenhausparkplatz) gemeldet.
Sofort wurden Notfallmaßnahmen eingeleitet:
Das THW verlegte eine Notwasserhaltung um die Bruchstelle herum mit Feuerwehrschläuchen und Pumpen. Die Versorgung der Mitarbeiter*innen vor Ort stellte das DRK sicher.
Die Schadensstelle wurde ausgebaggert und es zeigte sich, dass sich unter dem Straßenkörper eine Kaverne gebildet hatte. Durch den Einbruch des Hauptsammlers 11 (HS 11) war Erdmaterial ausgespült worden.
Das ursprüngliche Vorhaben, die Bruchstelle durch ein neues Stück Kanal zu beheben, das an den beiden Enden des noch bestehenden Kanalenden anschließt, war nicht umsetzbar. Die Schädigung des an dieser Stelle aus Schleuderbeton aufgefahrenen Kanals war zu groß. Sie setzte sich in den oberhalb gelegenen Bahndamm der Rurtalbahn fort.
Sperrung der Renkerstraße und Unterbrechung des Schienenverkehrs
Die Renkerstraße musste für den Durchgangsverkehr gesperrt, der Bahnverkehr eingestellt und durch einen Busersatzverkehr ersetzt werden. Lediglich der Parkplatz des Industrieparks Niederau war weiter erreichbar. Der Industriepark erlaubte, dass Rettungsfahrzeuge aus dem Stadttgebiet von der Zufahrt in der Kreuzauer Straße über sein Gelände über die Zufahrt an der Renkerstraße zum Krankenhaus durchfahren können.
Das THW wurde schließlich durch eine niederländische Firma, die auf Pumpen und Druckleitungen spezialisiert ist abgelöst, die über die Straße Druckrohre zur Wasserhaltung legte.
Es wurde klar: der gesamte Kanal in der Renkerstraße musste einer Inspektion unterzogen werden, ob er saniert werden konnte oder ersetzt werden musste. Deswegen wurde beschlossen, eine Heber-Leitung durch eine niederländische Spezialfirma, die u. a. über Heber-Leitungen verfügt, errichten zu lassen.
Errichtung der Heber-Leitung
Diese wurde von einem Entnahmeschacht in der Gerhard-Fuß-Straße unter dem Bahndamm hindurch aufgeständert entlang der Renkerstraße zum Rur-Uferradweg geführt und dort in einem Einleitschacht wieder in den weiteren Verlauf des HS 11 eingeleitet.
Der Bahndamm, der die Renkerstraße quert, wurde aufgebaggert, um ein Hüllrohr DN 1200 für die Durchleitung der Heber-Leitung hindurchzulegen. Ziel war es dabei, dass der Schienenverkehr sobald als möglich wieder aufgenommen werden kann.
Während des Aufbaus der Heber-Leitung zeigten sich Probleme beim Errichten der notwendigen Schächte. Die hohen Grundwasserstände und der sehr kieshaltige Untergrund (Nachbarschaft zum Fluss Rur) machten einen Spezialtiefbau erforderlich.
Die betroffenen Anwohner wurden in drei Bürgerversammlungen über die Fortgang der Arbeiten informiert; auf der der Bebauung gegenüberliegenden Straßenseite wurde ein Areal mit Ersatzparkplätzen zur Verfügung gestellt, da die Hauseinfahrten nicht mehr zu erreichen waren.
Ebenso wurden Abluftbehandlungsanlagen errichtet.
Nach der Installation der Heber-Leitung wurde die Straße unter ihrer Querung über die Renkerstraße baulich abgesenkt, um sicherzustellen, dass durchfahrende LKW mit ihren Aufbauten unter der Leitung durchpassen.
Danach konnte die Renkerstraße Ende Juli 2018 wieder für den Durchgangsverkehr zweispurig freigegeben werden, wenn auch mit einer entsprechenden Geschwindigkeitsbeschränkung.
Hauptsammler in der Renkerstraße nicht mehr sanierungsfähig - Neuplanung
Jetzt mögliche Kamerabefahrungen des Kanals in der Renkerstraße ergaben, dass er tatsächlich in ganzer Länge nicht zu sanieren war, sondern komplett ersetzt werden musste.
Der Wasserverband begann daraufhin in Abstimmung mit der Stadtentwässerung Düren die Planung einer entsprechenden Baumaßnahme. Dabei entschloss man sich, die Anschlüsse der anliegenden Häuser nicht mehr direkt an den neuen Abschnitt des Hauptsammlers anzuklemmen, sondern links und rechts der Straße in Hausanschlussleitungen zu fassen, die dann weiter unterhalb in den Kanal einmünden.
Die Bauarbeiten zur Errichtung der Hausanschlussleitungen konnten nach entsprechenden Planungen und Ausschreibungen zu Beginn des Jahres 2019 beginnen und wurden im Spätsommer desselben Jahres abgeschlossen. Hier wurde in offener Bauweise im Bereich der Bürgersteige gearbeitet, eine Sperrung der Renkerstraße war dazu nicht notwendig.
Neuer Abschnitt des Hauptsammlers im unterirdischen Vortrieb
Der neue Abschnitt des Hauptsammlers sollte nicht in offener Bauweise, sondern mit einer Tunnelbohrmaschine im unterirdischen Vortrieb verlegt werden.
Dazu musste unterhalb des Bahndamms eine Doppelstartgrube angelegt werden, durch die die Maschine zunächst 36 Meter in Richtung Osten den Kanal unter dem Bahndamm hindurch in eine Zielgrube auf der Höhe der Einmündung der Gerhard-Fuß-Straße vorantreiben sollte. Danach sollte die Maschine in der Doppelstartgrube neu aufgestellt werden, um den Kanal unterirdisch über eine Strecke von 219 Metern in Richtung einer Zielgrube am Ruruferradweg voranzutreiben. Dabei galt es auch, den Dürener Mühlenteich zu unterqueren.
Zwar musste die Renkerstraße zur Errichtung der Gruben ab Mitte Oktober 2019 erneut gesperrt werden. Das unterirdische Vortriebsverfahren hat aber den Vorteil, dass während der ganzen Zeit der Parkplatz des Industrieparks und das Krankenhaus aus Richtung Lendersdorf weiter erreichbar bleiben. Auch jetzt dürfen Rettungsfahrzeuge aus der Dürener Innenstadt wieder dessen Gelände zur Durchfahrt nutzen. Außerdem kommt hinzu, dass durch den Vortrieb auch unter dem Bahndamm hindurch der Schienenverkehr nicht mehr eingestellt werden muss.
Unterirdischer Vortrieb im Januar 2020 eingesetzt
Mit dem unterirdischen Vortrieb wurde eine deutsche Spezialfirma, die über eine Tunnelbohrmaschine verfügt, beauftragt. Bei den Erdarbeiten zur Anlage der Gruben gab es jedoch eine unangenehme Überraschung: Am 18. Dezember wurde nachmittags eine 5-Zentner-Bombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden. Ihre Entschärfung am Folgetag machte die Evakuierung der Anwohner und von Teilen des Krankenhauses erforderlich.
Die Tunnelbohrmaschine konnte trotz der kurzen Unterbrechung am 21. Januar 2020 wie geplant in die Doppelstartgrube eingesetzt werden und arbeitete sich dann zunächst unter dem Bahndamm hindurch in Richtung Einmündung Gerhard-Fuß-Straße.
Im März 2020 kam es dann zu einer weiteren Verzögerung, da die Schutzmaßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des neu aufgetretenen Covid-19 Virus die Baufirma zum Schutz ihrer Belegschaft und zur Verringerung öffentlicher Aktivitäten zunächst einmal zu einer Unterbrechung der Arbeiten zwang.
Anfang Mai 2020 konnte der Vortrieb abgeschlossen werden. Jetzt galt es, die Kanalenden mit Schachtbauwerken an den Altbestand des Kanals in der Gerhard-Fuß-Straße und am Rur-Uferradweg anzubinden.
Am 08. Juni 2020 konnte die Renkerstraße erneut für den Verkehr freigegeben werden.
Anschlüsse der Kanalstücke durch Schachtbauwerke
Die Anschlussarbeiten der Kanalstücke durch Schachtbauwerke verzögerten sich dann jedoch: Die vorgefertigten Schächte konnten nicht pünktlich eingesetzt werden, da die Zuliefererfirma wegen der Auswirkungen des Covid-19-Virus erst mit Verspätung liefern konnte.
Dadurch verschob sich das Ziel, die Bauarbeiten inklusive einer Wiederherstellung der Renkerstraße bis Ende September zuschließen, um zwei Monate auf Ende November 2020.
Untersuchung des Kanals in der Gerhard-Fuß-Straße
In der zweiten Augusthälfte 2020 wurde auch der Hauptsammler 11 im Bereich der Gerhard-Fuß-Straße und der Teichstraße untersucht. Auch dazu musste kurzzeitig eine Wasserhaltung in Form einer aufgeständerten Rohrleitung betrieben werden. Die Untersuchung des Kanals mit einer Kamera-Befahrung ergab keine Hinweise auf Schadstellen, die einen unmittelbaren Handlungsbedarf ergeben hätten.
Inbetriebnahme des neuen Kanalabschnitts, Abbau der Heberleitung, Wiederherstellung des Straßenkörpers und Wiederöffnung der Renkerstraße
Am 30. September 2020 war es dann in den frühen Abendstunden so weit: Der neue Kanalabschnitt konnte in Betrieb genommen werden und wurde erstmals mit Abwasser aus Richtung der Gerhard-Fuß-Straße beaufschlagt.
Einige Tage später wurde dann die Renkerstraße erneut gesperrt, um eine gefahrlose Demontage der Heber-Leitung und in der Folge auch eine Wiederherstellung des Straßenkörpers zu erreichen. Letztere fand ihren Abschluss mit Straßenmarkierungsarbeiten am 25. und 26. November 2020, sodass die Renkerstraße am Abend des 26. November wieder für den Durchgangsverkehr in beiden Fahrtrichtungen geöffnet werden konnte. Ebenso sind auch alle Hauseinfahrten der Anlieger wieder zugänglich.
In der Folge werden bis Januar 2021 noch einige Restarbeiten erledigt, so die Wiederherstellung der Zufahrt zum Parkplatz des Industrieparks Niederau, der Einmündung der Straße „Im Kleffert“ in die Renkerstraße (aus Richtung Ausfahrt des Krankenhausparkplatzes) sowie der Rückbau von Flächen und Zufahrten, die im Zuge des Bauablaufs in Anspruch genommen worden sind.
Der Wasserverband bedankt sich
Der Wasserverband möchte sich vor allen bei den Anwohnern der Renkerstraße, der Straße „Im Kleffert“, der Gerhard-Fuß-Straße, der Teichstraße und der Poststraße herzlich für ihre Geduld und ihre Ausdauer bedanken. Danken möchte er auch allen Beteiligten der Stadt Düren, des Entwässerungsbetriebes, der unterirdischen Infrastrukturbetreiber und der Rurtalbahn. „Last but not least“ richtet sich der Dank auch an diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die seitens des WVER an der erfolgreichen Bewältigung dieses herausfordernden Projektes teilhatten.
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