Fragwürdiger Protest:
Grünfärbung der Rur verunsichert Bevölkerung
An Fronleichnam sorgte unsere Rur bundesweit für Schlagzeilen – ein Fluss, der sonst eher selten deutschlandweite Aufmerksamkeit erfährt. Der Grund: Am Morgen hatten Aktivisten der Organisation „Extinction Rebellion“ den Fluss zu Protestzwecken leuchtend grün gefärbt.
Sie nutzten dafür Uranin, ein Farbstoff, der vor allem zum Einsatz kommt, um den Verlauf von Wasser zu verfolgen – zum Beispiel bei vermuteten Undichtigkeiten. Gilt Uranin auch weitgehend als ökotoxikologisch unschädlich, relativiert sich diese Frage jedoch am Ort des Eintrags – vermutlich Jülich-Altenburg –, wo es in sehr hoher Konzentration und noch weitgehend unverdünnt aufgetreten sein muss. Hier ist eine Schädigung nicht auszuschließen.
Die Aktion an der Rur erfolgte ohne Genehmigung der zuständigen Behörden und war diesen vorher nicht angekündigt worden.
Viele Menschen zeigten sich besorgt: So nutzt unter anderem die Landwirtschaft das Flusswasser – gerade jetzt angesichts der langen Dürrephase. Zudem mündet die Rur in die Maas, aus der unterhalb der Einmündung bei Roermond Wasser zur Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser entnommen wird. Auf eine Verunreinigung in der Rur reagieren unsere niederländischen Nachbarn somit zurecht hochsensibel.
Eine unmittelbare Entnahme und Analyse von Gewässerproben konnte eine toxikologische Gefährdung ausschließen.
„Extinction Rebellion“ ist bekannt dafür, mit teilweise sehr drastischen Maßnahmen Zeichen für ein Umdenken der Gesellschaft sowie für Umwelt- und Klimaschutz zu setzen. Diesmal ging es darum, gegen die Einleitung von Sümpfungswässern aus Tagebauen und damit generell gegen die Kohleverstromung zu protestieren. Maßgebliche Argumente der Aktivisten: Die Einleitungen beeinflussten neben der Qualität der Gewässer auch die Grundwasserführung.
Natürlich hat Extinction Rebellion das Recht zur freien Meinungsäußerung und auch zu öffentlichkeitswirksamen Aktionen, um die eigene Meinung zu unterstützen. Ein wenig mehr Fingerspitzengefühl im Hinblick auf die besorgte Bevölkerung wäre wünschenswert gewesen: Aufmerksamkeit schaffen – ja, Verunsicherung provozieren – nein. So erzeugen solche Aktionen eher Unwillen und keine Akzeptanz.
Kommentare