Wiederaufbau in der Ukraine beginnt - WVER bietet Unterstützung an
Während in den südlichen und östlichen Landesteilen der Ukraine noch der russische Angriffskrieg tobt, geht man in anderen Regionen bereits an den Wiederaufbau. Anlässlich der Verleihung des Internationalen Karlspreises in Aachen an Präsident Wolodymyr Selenskyj kam auch eine Delegation aus der nordukrainischen Stadt Chernihiv in die Kaiserstadt, um mit ihr eine „Solidaritätspartnerschaft“ zu unterzeichnen. Außerdem besuchte sie die Kläranlage Aachen-Soers des WVER, um sich über Fragen der Wasserwirtschaft zu informieren.
Chernihiv hatte vor dem Krieg 285.000 Einwohner und damit etwas mehr als Aachen selbst. Die Stadt wurde durch die russischen Invasoren belagert und beschossen; Außenbezirke waren von den Angreifern besetzt. Die Infrastruktur wurde weitestgehend zerstört.
Die Gäste aus der Ukraine hatten deswegen auch ein besonderes Interesse an Einrichtungen der Wasserver- und -entsorgung. Durch Vermittlung der städtischen Abteilung für Euregionale und Internationale Zusammenarbeit besuchten sie deswegen die Kläranlage Aachen-Soers.
Der zuständige Unternehmemsbereichsleiter für die Kläranlagen im westlichen Teil des WVER-Verbandsgebiets, Thomas Zobel, Anlagenmeister Nils Brandt und Pressesprecher Marcus Seiler zeigten den Besuchern die Reinigungsstufen der Anlage und erklärten den Aufbau des Verbands und seine Finanzierung.
Gleichzeitig berichteten die Besucher Bericht über die Lage in ihrer Heimatstadt. „Die Wasserleitungen und Kanäle sind in einem sehr schlechten Zustand und bersten an allen Ecken und Enden. Der massive Beschuss der Stadt und der ständige Einsatz von Panzern haben starke Erschütterungen hervorgerufen“, berichtete Roman Reznik, Mitglied des Stadtrats von Chernihiv.
„Auch bei der Trinkwasserversorgung gibt es massive Probleme: Zwar haben wir saubere Rohwasserquellen, jedoch sind nur zwei von fünf Pumpstationen in Betrieb, die das Wasser aus dem Boden holen“, ergänzte Nataliia Kholchenkova, Leiterin der Abteilung für Internationale Beziehungen und Investitionen.
Außerdem, betonten beide, reiche in Zukunft nicht eine reine Reparatur der Schäden. Die Infrastruktur stamme noch aus den 1960er Jahren und müsse grundlegend erneuert werden. Dazu fehlten der Kommune ausreichende Finanzmittel. Eine Finanzierung über Gebühren sei zurzeit nicht möglich, da die Menschen kein Geld hätten, um diese zu bezahlen.
„Zwar setzt unter anderem die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) auch in Chernihiv geförderte Projekte um, andere Investoren aber zögern noch, in die Ukraine zu kommen, solange der Krieg noch tobt“, so Nataliia Kholchenkova.
Seitens des WVER boten Thomas Zobel und Marcus Seiler an, dass der Verband gerne zur Beratung und für weitere Besuche offenstehe, um die Stadt beim Wiederaufbau ihrer Infrastruktur in Fragen von Wasser und Abwasser zu unterstützen.
Dieses Angebot nahmen die Gäste gerne an: "Wir werden alle Ihre Informationen an unsere Fachleute vor Ort weitergeben, die sicherlich viele Fragen haben", dankte Roman Reznik. Er stelle sich vor, dass die Fragen in einem Katalog gebündelt und dem WVER im Anschluss zugeschickt würden.
Aus Sicht des WVER wäre es dabei denkbar, im Austausch mit Chernihiv ein Netzwerk zu schaffen, dass die wasserwirtschaftlich Verantwortlichen erst einmal unterstützt, die wichtigsten Dinge wie eine Trinkwasserversorgung wieder in Gang zu bekommen. Erst im zweiten Schritt wäre dann die komplette Erneuerung und Modernisierung der teils kriegsbedingt zerstörten, teil veralteten Infrastruktur in Angriff zu nehmen.
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