Ökologische Flächenentwicklung:
Die biologische Vielfalt der Region erhalten und fördern
Der Wasserverband Eifel-Rur verwaltet im Rahmen seines Auftrags große Flächen: diese rund 2.500 Liegenschaften verteilen sich über das gesamte Verbandsgebiet. Als Flächen in der offenen Kulturlandschaft bilden sie so genannte ökologische Trittsteine in einer zunehmend durch Besiedelung und Intensivierung geprägten Landschaft. Der WVER möchte dieses Potential nun mit Konzept ausschöpfen und so einen weiteren Baustein zum ökologischen Gleichgewicht der Region liefern: das Ziel ist die langfristige Gestaltung von Schutz- und Rückzugsorten für heimische Arten.
Viele Brutvögel aber auch Insekten wie Schmetterlinge oder die zahlreichen Arten der Wildbienen sind inzwischen stark bedroht – ihre Nahrungs- und Nistplätze gehen zunehmend verloren. „Dem Verband ist es ein zentrales Anliegen, die Vielfalt unserer Natur unserer Region auch für künftige Generationen zu erhalten und er wird seinen Teil zu dieser gesamtgesellschaftlichen Herausforderung beitragen.“, so Dr. Patrick Lind – Leiter des Fachbereichs Liegenschaften und ökologische Flächenentwicklung beim WVER.
Lag der Schwerpunkt in den vergangenen Jahren stärker auf der reinen Verwaltung der Flächen, ergänzt Dr. Lind, der viele Jahre die Liegenschaften der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft betreute, jetzt den Fokus: „Ja, wir können Flächen verpachten – aber lasst uns den Blickwinkel weiten und auch hier im Auge behalten, wofür wir als Wasserverband stehen, nämlich mit unserer Arbeit für das Allgemeinwohl der Menschen einzutreten. Meine Vision ist, dass wir einen engagierten, nachprüfbaren und deutlich spürbaren Beitrag zu Erhalt und Förderung bedrohter und schützenswerter Arten unseres Verbandsgebietes leisten. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass wir in der Landschaft wieder deutlich mehr blühende Strukturen haben und die Menschen sich an der vielfältigen Natur erfreuen können.“
Wildblumenwiesen auf den vorhandenen Flächen - zum Beispiel rund um die Sonderbauwerke des Verbands - als Nektar- und Pollenquelle für bedrohte Bestäuber stehenzulassen, ist dabei nur ein Teil des neuen Konzepts, denn „Wiese ist nicht gleich Wiese“, betont Dr. Lind: bestimmte Wildbienenarten benötigen spezifische Nahrungsquellen und darauf sollte beim Anlegen ökologischer Maßnahmen in jedem Fall geachtet werden. Sät man in Kenntnis der noch vorhandenen regionalen Ausbreitung und der speziellen Nahrungsansprüche einer gefährdeten Art passgenau die benötigte Pflanzenfamilie ein – gerne im Schulterschluss mit den regionalen Naturschutzorganisationen – entsteht die Chance, dass diese auf die Verbandsfläche zurückkehrt. „Dabei gehen wir gerne Kooperationen ein: Wenn NGOs zur Umsetzung von Naturschutzprojekten auf Flächensuche sind und dort dann auch ein Monitoring betreiben wollen, ist das eine Win-Win-Situation. Dann können wir genau sehen, was sich auf der Verbandsfläche entwickelt hat und wie der Mehrwert für die bedrohten heimischen Arten aussieht.“, so Dr. Lind.
Dieser integrative Ansatz sei dem Verband auch mit Blick auf die Landwirtschaft wichtig, betont der 46-jährige: „Wir haben zum Beispiel Flächen, die nur noch als Wiese genutzt werden dürfen. Hier ist es wünschenswert, dass die Landwirtschaft vor Ort zunehmend in die Pflege und Nutzung der Flächen miteinbezogen wird und beispielsweise der Aufwuchs des Grünlandes nicht als Kompost verbleibt, sondern dem benachbarten Landwirt als Futter für dessen Tiere zur Verfügung gestellt wird, sofern dieser Wunsch besteht. Gerade vor dem immer wichtiger werdenden Aspekt der Flächenknappheit ist der Respekt vor und das Mitdenken von landwirtschaftlichen Anliegen von zunehmender Bedeutung – auch aus eigenem Anspruch.“ Das neue Konzept zur ökologischen Flächenentwicklung berücksichtigt zudem den sozialen Aspekt: Wildbienenhotels, beispielsweise handgefertigt in den Rurtalwerkstätten, oder Naturführungen für Kinder und Jugendliche machen das Vorhaben des Verbands zum Ankerprojekt für die Gesamtgesellschaft. Das alles unterscheidet den WVER als Flächenkäufer maßgeblich von gewerblichen Investoren, mit denen der Verband beim Neuerwerb von Grundstücken für Verbandsaufgaben grundsätzlich konkurriert.
Ziel ist nun, den ökologischen Gedanken bei immer mehr Projekten - abgestimmt auf die betrieblichen Erfordernisse - mit einfließen zu lassen und so zukünftig möglichst viele Potentiale zu Erhalt und Förderung der biologischen Vielfalt unserer Region auszuschöpfen.
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